Aufholjagd in die Punkte im Home of British Motorsport
Jeffrey Schmidt im legendären Home of British Motorsport: In Silvestone startete der Schweizer zum vierten Rennwochenende des Porsche Mobil 1 Supercup. Im Rahmenprogramm der Formel 1 drehte Jeffrey nach Schwierigkeiten mit dem neuen Motor im Rennen auf und erkämpfte sich einen Platz in den Punkterängen.
Jeffrey, mit Platz zehn im Rennen am Sonntag hast du erneut gepunktet. Wie lief deine Aufholjagd vom 16. Startplatz in die Punkteränge?
Von meinem Startplatz aus musste ich etwas Risiko eingehen, um ein ordentliches Ergebnis zu erzielen. Das ist mir sehr gut gelungen. Für die Meisterschaft der permanenten Starter im Porsche Mobil 1 Supercup wurde ich zudem als Neunter gewertet. Das Rennen war ein wenig verrückt. Ich musste mich durch eine Gruppe britischer Piloten kämpfen. Die Jungs waren wirklich schnell, weil sie Silverstone perfekt kennen. Da sie als Gaststarter nicht für die Gesamtwertung berechtigt waren, fuhren sie wirklich volle Attacke. Ich musste beim Überholen deshalb umso mehr darauf aufpassen, nicht in eine Kollision verwickelt zu werden. Das funktionierte sehr gut. Angesichts meiner Startposition habe ich das Maximum herausgeholt.
Platz 16 war dein schwächstes Qualifyingergebnis seit mehr als einem Jahr und genau 20 dazwischenliegenden Rennwochenenden. Was war da los?
Nach dem Motorschaden beim vergangenen Rennwochenende am Red Bull Ring bekamen wir nun einen komplett neuen Motor geliefert. Allerdings benötigen diese Aggregate manchmal ein paar hundert Laufkilometer, um die volle Leistung freigeben zu können. Das habe ich in Silverstone gemerkt. Ich war in jeder Session ziemlich chancenlos. Im Qualifying kämpfte ich quasi mit stumpfen Waffen, so weit hinten war ich seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gelandet. Die Motorengeschichte war wirklich ärgerlich, weil sie mich am Red Bull Ring bereits einen möglichen Podestplatz kostete.
Wie äußerten sich die Schwierigkeiten mit dem Motor konkret in Silverstone?
Im Auto selbst merkte ich es nicht so extrem, weil ich im Training und dem Qualifying einige freie Runden und somit keinen Vergleich zu anderen Autos hatte. Anschließend haben wir bei der Datenanalyse festgestellt, dass meine Konkurrenten vor allem auf den Geraden im Vorteil waren. Mir fehlten auf jeder Gerade fast zwei Zehntelsekunden, was sich auf eine komplette Runde natürlich summierte. Besonders in Silverstone war ich dadurch ziemlich stark beeinträchtigt, wie sich im schwachen Qualifyingergebnis zeigte.
Am kommenden Wochenende geht es bereits weiter für dich. Was rechnest du dir für das Porsche Carrera Cup Rennwochenende im niederländischen Zandvoort aus?
In Zandvoort starte ich wieder mit dem Motor, der es mir in Silverstone nicht einfach machte. Erst danach bekomme ich meinen alten Motor zurück, der derzeit revidiert wird. Deshalb könnten die Rennen in den Niederlanden knifflig werden. Ich gebe auf jeden Fall wieder mein Bestes, daran wird es garantiert nicht scheitern. Zandvoort ist eine Strecke vom alten Schlag, auf der jeder Fahrfehler bestraft wird. Eine echte Männerstrecke! Der Kurs ist sehr eng und abseits der Ideallinie wegen des Sandes sehr schmutzig. Da musst du unheimlich aufpassen, vor allem bei Überholmanövern. Ich bin Gesamtzweiter in der Meisterschaft, deshalb möchte ich wieder möglichst viele Punkte mitnehmen.
Abseits der Rennstrecke war auch einiges los bei dir. Aus dem Cockpit in den Prüfungssaal der Universität – was hast du in den vergangenen Tagen gemacht?
Am Sonntagabend bin ich nach dem Rennen in Silverstone nach Hause gereist. Am Montagmittag saß ich dann in der Uni in Basel, um meine letzte große Prüfung zu schreiben. Das war alles relativ stressig, lief aber gut. Ich bin schon froh, dass ich diese zusätzliche Belastung nun hinter mir habe und mich zu 100 Prozent aufs Racing fokussieren kann. Es war nicht immer einfach, abends an den Rennwochenenden im Hotelzimmer auch noch für die Prüfungen zu lernen. Die Kombination aus professionellem Motorsport und Universität war viel Arbeit. Ich habe es aber gern in Kauf genommen – ich weiß ja, wofür ich es mache. Das Gefühl, mal keine Lust zu haben, kam bei mir noch nie auf. Manchmal hätte ich mir nur gewünscht, dass ein Tag mehr als 24 Stunden hat…